Stille Diskussion beim herbstlichen Bank Austria Salon im Alten Rathaus – BILD

Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck und Lukas Meschik diskutierten auf Einladung von Bank Austria Vorstandsvorsitzendem Willibald Cernko mit Günter Kaindlstorfer zum Thema „Stille“ im Barocksaal des Alten Rathaus.

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Wien (LCG) – Der mittlerweile seit gut einem Jahr am Donnerstagabend im Barocksaal des Alten Rathaus stattfindende Bank Austria Salon, widmete sich in seiner elften Auflage am 22. Oktober 2015 dem tiefsinnigen Thema „Stille“. Von Bank Austria Vorstandsvorsitzenden Willibald Cernko ins Leben gerufen als Ort des Austauschs und der Verständigung, begrüßte der österreichische Literaturkritiker, TV-Moderator, Schriftsteller und Journalist Günter Kaindlstorfer das hochkarätig besetzte Podium: Zu Gast waren diesmal der ausgezeichnete deutsch-österreichische Priestermönch und Altabt des Stift Heiligenkreuz Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck, geborener Ulrich Maria Karl Graf Henckel von Donnersmarck sowie der junge österreichische Schriftsteller und Musiker Lukas Meschik.

Bank Austria Kommunikationsleiter Anton Kolarik bat Henckel-Donnersmarck als prominentesten und eloquentesten Gottesmann des Landes, dessen schlesische Adelswurzeln bis zum 14. Jahrhundert zurückreichten und der bis 2011 Abt des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz war, sowie den 27-jährigen Autor Lukas Meschik aus Wien, der mit seinem Roman „Jetzt die Sirenen“ 2009 seinen Durchbruch feierte und zuletzt mit seinem Buch „Luzidin oder die Stille“ und als Musiker mit seiner Band Filou für Aufsehen in Österreich sorgte, auf die Bühne.

Kontradiktion per se: Reden über das Schweigen

„In der vollkommenen Stille, hört man die große Welt“ mit diesem Zitat vom deutschen Schriftsteller Kurt Tucholsky lud Kaindltorfer zur Diskussion. Ist das schon eine Kontradiktion per se? Laut Henckel-Donnersmarck gibt es hier einen großen Unterschied zwischen der irdischen und der göttlichen Welt. Schon der große Philosoph Ludwig Wittgenstein sagte einst „Worüber man nicht sprechen kann darüber muss man schweigen – es gibt ein Unaussprechliches“. In der religiösen Welt Nachdenken und Meditieren zwei der wichtigsten Gebote.

Meschik hingegen sieht die Welt als etwas Lautes mit viel Lärm, in der Stille ein Ort des Rückzugs und Kontrast zur Welt ist. Als Schriftsteller hat das Wort Stille eine besondere Bedeutung, gerade in Wien mit seiner Kaffeehausliteratur. Stille sei für ihn kein Wort oder kein spezieller Ort sondern ein Zustand, führt Meschik weiter aus. In der heutigen Welt wird man permanent torpediert mit vielen verschiedenen Wahrnehmungen und Impressionen, daher braucht man die Stille als Denkraum aus dem Etwas entstehen kann: Eine Ruhe, die etwas zurückgibt.

Kirche: Musik aus der Stille

Die Kirche hat einen besonderen Zugang zu Musik. Jeder gregorianische Choral  entsteht aus der Stille, aus dem Gebet, ein gesprochenes Wort aus der Schrift. Schweigen ist nicht funktionslos, sondern das Vorbereiten auf ein Ereignis, das eine gewisse Erwartungshaltung mit sich bringt. Durch Einsamkeit, Armut und Keuschheit als Form der Reinheit werden die Menschen hörend. Aus der Einsamkeit entsteht die Stille laut Henckel-Donnersmarck. Indem die Menschen still bleiben, werden sie hörend. Lauschen, Staunen, Sehen und Stilles Warten wiederum führen zur Meditation.

Schweigen als unsichtbares vis-à-vis

Gregor Henckel-Donnersmarck, der mit Anfang 30 seine Berufung ins Kloster fand und seine Tätigkeit im Management dafür niederlegte, zitiert die Regeln des Heiligen Benedikt „Sich dem Treiben der Welt zu entziehen“ als auch für die heutige Zeit sehr wichtig. Auf der Suche nach Gott und dem Glauben entflieht man der Hektik und dem Lärm der Welt: Ein Weg zur monastischen Stille. Durch den strukturierten Tagesablauf der Benediktiner und der nächtlichen „silencium nocturnum“ sowie den Zonen und Zeiten des Schweigens, wird einem Gläubigen dieser Weg erleichtert.

Das Internet als Ort der Ruhe ist ein Widerspruch in sich, denn es ist ein Ort der Aufregung. Wir leben heutzutage in einer Zeit des Lärms und der Hektik. Wo findet man in unserer Gesellschaft noch Stille? Meschik findet die Stille in sich selbst. Viele Leute halten jedoch die absolute Stille nicht aus? Die Menschen besitzen die Gabe der inneren Ruhe nicht mehr. Schon der Heilige Ignazio von Loyola verstand die Schwierigkeiten des modernen  Menschen, daher schrieb er die Gedanken zur Neuorientierung der Menschen durch tägliche Exerzitien, der göttlichen Übung und Disziplin und der Selbstreflexion, nieder.  

Stille nicht einfach zu finden heutzutage

Heutzutage geschieht Stille nicht einfach so sondern wird als unproduktiv gesehen, meint Meschik. Sowie alles andere ist sie den Marktgesetzen unterworfen und wird in Zahlen ausgedrückt. Die Beschleunigung, Dynamisierung und Rastlosigkeit der Welt spielt hier einen erheblichen Charakter.

Welche Rolle haben Inseln der Ruhe, zum Beispiel der Sonntag als Ruhetag? Ist Stille mittlerweile zu einem Luxusgut geworden? Definitiv könne man laut Henckel-Donnersmarck Stille als Luxusgut sehen. Gerade in unserer heutigen Welt mit Fernsehen, Internet, Musik, der Arbeitswelt, lärmenden Autos und den vielen anderen Ablenkungen, werde uns die Möglichkeit Ruhe zu finden erschwert, aktiv die Stille zu suchen sei eine positive Mission für viele Menschen.

Gar nicht still im Alten Rathaus

Vielversprechende Diskussionen in stiller Atmosphäre führten im Anschluss unter anderem der Direktor der italienischen Agentur für Außenhandel Antonio Ventresca, Autor René Anour, Wirtschaftscoach Christine Bauer-Jelinek, Kommunikationswissenschaftler Thomas Bauer, Schöller Bank Vorstandsvorsitzender Franz Witt-Dörring mit Frau Brigitte, Die Zeit-Marketingleiter Sebastian Loudon, Jurist Peter Hummel, Soziologe Bernhard Seyringer, Autorin Barbara Sternthal, Kulturmanagerin Annemarie Türk (KulturKontakt Austria) sowie Klavierbaumeister und Inhaber der Klavierhandlung Stingl Gustav Sych.

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LCG15411, 2015-10-23