Klimaneutrale Mobilität: Die Alternative muss besser als das Auto sein – BILD/VIDEO

Experten diskutierten am Donnerstagabend mit Staatssekretär Magnus Brunner, wie klimaneutrale Mobilität gelingen kann, wenn das Fortbewegungsbedürfnis nach der Pandemie wieder steigt. Holding Graz und Wiener Linien zeigen, wie es in Großstädten gelingen kann.

Video zur Meldung auf Facebook

Bilder zur Meldung in der Mediendatenbank

Wien (LCG) – Die neue Auflage des „Moving Forward Digital Round Tables“ widmet sich am Donnerstagabend der Zukunft der Mobilität. Um sie klimaneutral und zukunftsfit zu gestalten, braucht es einen engen Schulterschluss zwischen öffentlicher Administration und der Privatwirtschaft. Konzepte von beiden Seiten werden ineinandergreifen müssen, um neue Angebote zu entwickeln, die die Attraktivität des eigenen Autos übersteigen. Sowohl in Sachen Antriebstechnologie als auch digitaler Plattformen hat die Reise erst begonnen, wobei aktuell neue Abo-Modelle für Autos und E-Bikes auf den Markt drängen, neue Apps die gesamte Reise von A nach B mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln vereinfachen oder mit dem Klimaticket ein kostengünstiges und umweltfreundliches Angebot für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr lanciert wird.

„Im globalen Stillstand erkennen wir die Bedeutung der Mobilität. Durch das Ineinandergreifen von Arbeit, Wohnen und Freizeit ändert sich das Mobilitätsverhalten. Das Nachhaltigkeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung soll smarte Mobilität auf die Überholspur bringen“, leitet Josef Mantl (JMC) in die Diskussion mit Magnus Brunner (Staatssekretär im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie), Wolfgang Malik (Holding Graz), Alexandra Reinagl (Wiener Linien), Martin Russ (AustriaTech) und Ute Teufelberger (Bundesverband Elektromobilität Österreich) ein.

Bundesregierung setzt massive Anreize für klimafreundliche Mobilität

„Mobilität ist ein Grundbedürfnis und die Basis einer funktionierenden Wirtschaft“, betont Magnus Brunner (Staatssekretär im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie). Ein Drittel der Emissionen wird durch den Verkehr verursacht, weswegen das Regierungsprogramm ambitionierte Ziele für alle Bereiche der Mobilität enthält, die von Luftfahrt bis Wasserstraße reichen. Durch den massiven Ausbau der Infrastruktur soll eine größtmögliche Wahlfreiheit geschaffen werden. Beispielsweise werden 17 Milliarden Euro in den Ausbau der ÖBB investiert, um das Angebot zu verbessern. Mit dem Klimaticket wird ein attraktives landesweites Angebot geschaffen. Die Bundesregierung setzt auf Technologieoffenheit und Anreize. Für Brunner macht es keinen Sinn, Autos zu verteufeln. Allerdings muss über die Antriebstechnologien nachgedacht werden, da die Ziele mit der heutigen Technik nicht erreichbar sind. Autos werden noch lange Zeit eine wesentliche Rolle auf der letzten Meile spielen. Brunner sieht nicht nur in der Elektro-Mobilität, sondern auch im Wasserstoffantrieb geeignete Möglichkeiten, um den Verkehr kimafreundlicher zu machen. Wasserstoff biete sowohl im Individualverkehr als auch auf längeren Strecken und im Lastverkehr deutliche Vorteile zum momentanen Stand der E-Mobilität.

Der Anteil des Flugverkehrs macht nur 3,6 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in ganz Europa aus. Trotzdem soll Fliegen nachhaltiger werden durch neue Kooperationen wie „AIRail“ in Zusammenarbeit von Austrian Airlines und ÖBB, Mindestpreise oder die ökologische Flugabgabe. Brunner erinnert an die enorme volkswirtschaftliche Bedeutung des Flugverkehrs unter anderem für den Tourismus oder das Frachtgeschäft. Der Staatssekretär sieht ihn auch in Zukunft als wesentliche Säule im Mobilitätsmix.

Metro wird zum Gamechanger

Wolfgang Malik (Holding Graz) spricht sich für die Bildung eines neuen Mobilitätsbewusstseins aus und dafür, positive Aspekte aus der Pandemie mitzunehmen, in der sich gezeigt hat, dass Wege nicht physisch zurückgelegt werden müssen, um Distanzen zu überwinden. Er spricht von der virtuellen Mobilität, die im letzten Jahr einen Quantensprung gemacht hat. Um die reale Mobilität umweltfreundlicher zu machen, investiert die Holding Graz in Elektromobilität, in die Optimierung der kommunalen Flotte und des Fahrzeugparks in Form von alternativen Antrieben und in intelligentes Verkehrsmanagement, um für flüssigere Fortbewegung zu sorgen. Aktuell ist ein Dekarbonisierungsprojekt für die Busflotte in Umsetzung. Enormes Potenzial sieht er in der autonomen Mobilität – sowohl im Individualverkehr als auch im öffentlichen Personennahverkehr – und der Drohnenzustellung.

„Die Zukunft liegt nicht im Besitz, sondern im Teilen eines Autos“, ist sich Malik sicher. Die Holding Graz betreibt seit einigen Jahren mit dem innovativen Projekt „tim -täglich.intelligent.mobil“ eines der führenden Carsharing-Angebote in Österreich und ermöglicht allen Besitzern einer Jahreskarte der Graz Linien die kostenlose Mitgliedschaft beim Carsharing-Modell „tim“, um etwa die letzte Meile mit einem E-Auto zurückzulegen. Die neue Metro soll zum Gamechanger im Grazer Verkehrskonzept werden, der auch Pendler auf Schiene bringt. Der Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs in der steirischen Landeshauptstadt liegt trotz massiver Investionen in den Tramausbau aktuell bei nur 20 Prozent. Dieser soll durch das Metrosystem mit insgesamt rund 25 Kilometern Streckennetz deutlich gesteigert werden, wodurch die Erreichung der Pariser Klimaziele in greifbare Nähe rückt.

Neue U-Bahnen in Wien

Klimaneutral, individuell und leistbar müsse die Mobilität der Zukunft werden, um bis 2040 klimaneutral zu werden, bekräftigt Alexandra Reinagl (Wiener Linien). „Wenn Menschen auf das eigene Auto verzichten sollen, müssen Verkehrsanbieter zu Mobilitätsvermittlern werden und die Kundenfokussierung radikal neu denken“, so die Geschäftsführerin der Wiener Linien. Mehr Flexibilität in der Arbeitswelt und im Bildungssystem können die Verkehrssysteme entlasten und dadurch noch attraktiver machen. Sie sieht sehr große Chancen in den Vorhaben der Bundesregierung, um die klimaneutrale Zukunft der urbanen Mobilität zu gestalten. Durch das größte Wiener Infrastrukturprojekt, die neuen U-Bahn-Linien, können öffentliche Räume verkehrsberuhigt und begrünt und damit das Stadtbild aufgewertet werden. 75.000 Tonnen CO2 werden die U2 und U5 künftig jährlich einsparen.

Förder- und Anreizsysteme der Bundesregierung zeigen Wirkung

Das neue Förder- und Anreizsystem wirke sich sehr positiv auf die Entwicklung der E-Mobilität aus, berichtet Ute Teufelberger (Bundesverband Elektromobilität Österreich) aus der Praxis. „Smarte Mobilität muss einfach zu bedienen sein und Freude machen“, ist ihre Überzeugung. Die große Aufgabe liegt daran, hochkomplexe Systeme für die Nutzer intuitiv und barrierefrei zu machen.

„Mobilität muss weiter gedacht werden, weil sie alle Lebensbereiche betrifft“, unterstreicht Martin Russ (AustriaTech). Bei smarten Mobilitätskonzepten geht es nicht nur um Digitalisierung und technologische Lösungen, sondern auch um städteplanerische und -bauliche Maßnahmen. Das Mindest der Bürger muss sich ändern, indem Fußwege wieder attraktiver werden. Er warnt, sich zu sehr auf urbane Konzepte zu konzentrieren, da der rurale Raum etwa durch Pendler einen großen Einfluss auf das gesamte Verkehrsgeschehen hat. Privatwirtschaftliche und öffentliche Interessen müssen in Einklang gebracht werden, um wirkungsvolle Konzepte umzusetzen.

Über Magnus Brunner

Magnus Brunner stammt aus einem Vorarlberger Familienunternehmen und studierte Rechtswissenschaften in Innsbruck, Wien und London. Er war Büroleiter und Pressesprecher des ehemaligen Vorarlberger Landeshauptmanns Herbert Sausgruber, bevor er als politischer Direktor zum Österreichischen Wirtschaftsbund nach Wien wechselte. Von 2007, bis zu seiner Bestellung 2020 als Staatssekretär im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, fungierte er als Vorstand der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom. Zudem war Brunner von 2009 bis zur Angelobung im Jänner 2020 Mitglied des Österreichischen Bundesrates, ab 2017 auch dessen Vizepräsident.

Über Wolfgang Malik

Wolfgang Malik studierte an der Technischen Universität Graz und graduierte 1980 zum Diplomingenieur. Nach Tätigkeiten in einem Zivilingenieurbüro und als Projektleiter beim Land Steiermark war Malik jahrelang in der Politikberatung tätig. Seit 2000 ist Malik Vorstandsdirektor der Holding Graz (vormals Grazer Stadtwerke) und somit einer der „Baumeister“ des österreichweit beachteten Umbaus im „Haus Graz“. Zudem verantwortet er in seiner Position bei der Holding Graz die Gesamtleitung der Gesellschaft, die strategische Führung und die Koordination aller Sparten sowie das Managementservice. Das Beteiligungsmanagement der Tochtergesellschaften als Eigentümer in Generalversammlung oder Aufsichtsrat sowie die Steuerung strategischer Leuchtturmprojekte wie E-Mobility oder Metro fallen ebenfalls in seinen Zuständigkeitsbereich. Seit 2003 ist Malik Mitglied des Zivilluftfahrtbeirates der Österreichischen Bundesregierung und war Präsident der Interessensvertretung aller österreichischen Unternehmen der Sparte Wasser und Gas (ÖVGW).

Über Alexandra Reinagl

Alexandra Reinagl studierte Rechtswissenschaften in Wien. Nach ihrem Gerichtsjahr heuerte sie 1997 in der Stadtverwaltung an, wo sie unter anderem für die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs in Wien zuständig war. Ab 2008 leitete Reinagl den Verkehrsverbund Ost-Region (VOR). Seit 2011 ist sie als erste Frau in der Geschäftsführung der Wiener Linien – dem städtischen Verkehrsbetrieb der Bundeshauptstadt und Bestandteil der Wiener Stadtwerke Holding – tätig.

Über Martin Russ

Martin Russ ist seit 2011 Geschäftsführer der AustriaTech, einer „Explorative Mobility Transformation Agency” im Eigentum des Bundes (BMK). Von 2005 bis 2008 war Russ bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) für Förderungen im Bereich Verkehrstechnologie verantwortlich, anschließend bis 2011 im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in den Bereichen Forschung, Technologie und Patentwesen tätig. Russ ist Mitglied des Coordination Committee der European ITS Nationals, Vorsitzender des European Network of ITS Associations, Co-Vorsitzender des Themas digitale Infrastruktur innerhalb der trilateralen AG für CAD, sowie Generalsekretär der ITS Austria. Seit Juli 2019 ist er Mitglied des Mission Board for Climate-Neutral and Smart Cities im Rahmen des Forschungsprogramms Horizon Europe.

Über Ute Teufelberger

Seit 1. Februar 2019 ist Ute Teufelberger Vorsitzende des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ). Nach dem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft sowie englischer und russischer Philologie an der Universität Wien arbeitete sie zunächst im Bundesministerium für Verkehr, Infrastruktur und Innovation, bevor sie als Energieexpertin für die Industriellenvereinigung nach Brüssel wechselte. Seit 2010 ist Teufelberger in verschiedenen Funktionen in der EVN tätig und leitet seit 2017 die Abteilung Elektromobilität und Energieeffizienz im niederösterreichischen Energieunternehmen.

Über Josef Mantl

Josef Mantl ist Kommunikationsunternehmer im Bereich Kampagnen, (Online-) Events und Social Media. Er ist Vizepräsident der Mobile Marketing Association, Supporting Member von AustrianStartups und Lektor an der FH Wien für Management und Kommunikation. Mit seiner Kommunikationsagentur JMC ist er Gründer und Veranstalter der Trend- & Innovationsplattform „Moving Forward - Shaping the Future“.

+++ BILDMATERIAL +++
Das Bildmaterial steht zur honorarfreien Verwendung im Rahmen der redaktionellen Berichterstattung zur Verfügung. Weiteres Bild- und Informationsmaterial im Pressebereich auf leisure.at (Schluss)

LCG21110, 2021-04-16