Alicja Kwade im Kleinen Haus der Kunst – BILD

Ausstellung ist von 23. September bis 30. Oktober 2022 bei freiem Eintritt zu sehen.

Bilder zur Meldung in der Mediendatenbank

Wien (LCG) – KÖNIG WIEN freut sich, eine neue Ausstellung von Alicja Kwade zu eröffnen. „MEDIUM“ umfasst Skulpturen, eine Multimedia-Installation und neue hängende Mobiles, die alle auf ihre eigene Weise die Perspektive des Menschen auf das Universum beleuchten. Kwade untersucht die Natur und die Substanz der Welt, wie sie ist und wie wir sie erleben, indem sie unmögliche Momente des Gleichgewichts zwischen beidem misst. Was zwischen der planetarischen Bewegung und ihrer unmittelbaren Wahrnehmung passiert, ist ein spezielles Feld, auf das Kwades Arbeit sowohl anspielt als auch selbst hervorbringt. Es ist fundamental durch die menschliche Erfahrung bedingt – das, was ist, könnte genauso gut anders sein.

„MEDIUM MEDIAN (HOMO-MENSURA)“ ist eine immersive Installation, die die planetarischen Kräfte von Zeit, Raum und Schwerkraft, die in ständiger Bewegung sind, aber dennoch unserer Wahrnehmung beeinflussen, in konkrete Formen umsetzt. Für die Installation wurden durch eine Metallkonstruktion 24 iPhones an der Decke der Ausstellungshalle befestigt. Die Geräte zeigen GPS-Bilder der Sternenkonstellation, die gleichzeitig mit den Standorten in der Galerie korrespondieren und mit Hilfe der iPhone-Sprachassistenz Siri Passagen aus dem Buch „Genesis“, über die Erschaffung der Welt, abspielen. So tritt die zeitgenössische Technologie in einen direkten Dialog mit einem der ältesten Texte über die Entstehungsgeschichte des Universums: Beides sind Beispiele, aus den fast tausend Varianten, die Welt zu verstehen und zu erklären. Die Stimmen der Sprachassistenz sind dabei nicht aufeinander abgestimmt. So entsteht in der Mitte des Werks der Eindruck einer Kakophonie von Sprache, die wie das Mobile selbst herumwirbelt. Ist der Mensch das Maß aller Dinge, wie der antike Mathematiker Pythagoras einst behauptete? Auf ihn bezieht sich der Titel von Kwades Werk („homo-mensura“). Das Vermessen ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die Welt in ein verständliches System zu bringen.

Die „PRINCIPIUM“-Skulpturen demonstrieren die Migration der Elemente, die sich in „MEDIUM“ verbinden. Es handelt sich um spiralförmige Säulen, die aus Bronzeabgüssen von iPhones bestehen; im Grunde ein modernes Medium zur Konstruktion und zum Verständnis der Realität, das grob auf die Größe bestimmter Personen zugeschnitten ist. Die Form dieser Skulpturen erinnert an die Doppelhelix der menschlichen DNA, die in den 1950er-Jahren entdeckt wurde. Aber die Spiralen sind auch räumliche Demonstrationen der Unendlichkeit von Zeit, ohne klaren Ursprung oder Ziel, ohne klaren Anfang oder ein klares Ende. Mit ihrer Patina erinnern die gestapelten Telefone an antike Artefakte. Durch den Abguss wird der Lauf der Zeit, ablesbar an den einzelnen, verkrusteten Schichten, auf ein modernes Gerät übertragen. Die technologischen Apparate sind ein passendes Analogon für die DNA einer bestimmten Kultur, Vorboten einer Zukunft, die wie der genetische Code auf einen Horizont ausgerichtet ist, der von ihren programmierten Protokollen bestimmt wird.

Kwades fortlaufende Erforschung des Selbst kulminierte in der früheren Installation „GEGEBENENFALLS DIE WIRKLICHKEIT“ (2019), in der die Künstlerin ihr gesamtes Genom auf 259.025 Blatt Papier druckte. Es folgte ihre erste NFT-Kollektion „SELBSTPORTRAIT“ (10361 x 25p; 2020), die sich durch den Einsatz der Blockchain-Technologie global verbreitet. Während 99,9 Prozent der menschlichen DNA identisch sind, hat Kwade ihr individuelles und einzigartiges Profil in Fettschrift hervorgehoben. In „SELBSTPORTRAIT“ (2021) isolierte Kwade die 24 chemischen Elemente, aus denen der menschliche Körper besteht. Diese positionierte sie in kreisförmigen Anordnungen an einer Wand, um eine andere Inszenierung eines Selbstporträts hervorzuheben, die nicht wahrer oder falscher ist als die historische Reproduktion des Selbst durch Ähnlichkeit und Nachahmung.

„HEAVY SKIES“ ist eine neue Serie von Mobiles aus hängenden Steinen, die an vergoldeten Strukturen und Drähten im und über dem Ausstellungsraum schweben. Sie ziehen Aufmerksamkeit auf das Wirken der Schwerkraft und die Prekarität ihrer Gleichgewichtszustände. Das Erlangen dieser Balance, in der schon die geringste Veränderung eines bestimmten Elements zum Zusammenbruch des gesamten Systems führen würde, ist im Mobile unmittelbar präsent. Jedes Teil der kinetischen Skulptur hängt von einem anderen ab und ist durch ein Raster aus horizontalen und vertikalen Linien miteinander verbunden. Hierdurch entsteht der Eindruck des Herabfallens, obwohl Steine die strukturelle Grundlage bilden. Die Schwerkraft, die auf die hängenden Objekte einwirkt, wird für einen Moment angehalten und in einem unmöglichen Zustand eingefroren. Auch die Aufhängung selbst hängt von der Schwerkraft ab, nur so kann das Werk funktionieren. Die Steine scheinen auf die Köpfe der Betrachter zu fallen – eine passende Metapher für die menschlichen Versuche, die Welt zu erfassen und ihr einen Sinn zu geben.

Kwade akzeptiert die immateriellen Gegebenheiten der Welt, ohne sie jemals als gegeben hinzunehmen. Innerhalb der sehr langen Geschichte der Skulptur bringt sie den Boden, auf dem Objekte existieren, zum Wackeln. Die rohe Materialität der Skulptur, dass sie mit uns als dreidimensionale Wesen den Raum teilt, sahen viele als Last oder Einschränkung, die es zu überwinden galt, um weiterhin ihre Relevanz neben den repräsentativen Künsten zu behaupten. Kwades Fragestellungen drehen sich jedoch nicht um das Medium als Gattung, sondern als Materie, um die Welt, wie sie ist, nicht wie wir sie kennen. Im Deutschen ist der Gegenstand das, was buchstäblich gegen uns steht (gegen + stehen), was uns in den Weg geworfen wird (das bedeutet die lateinische Herkunft des Wortes, obiectum). Doch sobald Skulptur die Fähigkeit verliert, unsere Lebensweise und unser Verständnis der Welt zu stören, kann sie für Kwade kein Gegenstand mehr sein.

Über Alicja Kwade

Alicja Kwade (geboren 1979 in Kattowitz, Polen) lebt und arbeitet in Berlin. Im Jahr 2019 wurde die Künstlerin für die Roof Garden Commission des Metropolitan Museum of Art, New York, ausgewählt. Sie nahm an der Helsinki Biennale (2021), Desert X, Coachella Valley, Kalifornien (2021), der Setouchi Triennale (2019), der 57. Venedig Biennale (2017) und der dritten Aros Triennale in Aarhus (2017) teil. 2015 bis 2016 gab der Public Art Fund „AGAINST THE RUN“, eine Installation im New Yorker Central Park, in Auftrag. Wichtige Einzelausstellungen der Künstlerin fanden zuletzt in der Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst, Berlin (2021); der Langen Foundation, Neuss (2020); dem MIT List Visual Arts Centre, Boston (2019); dem Espoo Museum of Modern Art, Helsinki (2018); der Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2018); dem Haus Konstruktiv, Zürich (2018); dem YUZ Museum, Shanghai (2018), der Whitechapel Gallery, London (2016-2017); der Kunsthalle Schirn in Frankfurt/Main (2015) und dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin (2008) statt. Kwades Werke sind Teil zahlreicher privater und öffentlicher Sammlungen weltweit, darunter das Centre Pompidou, Paris; Hirshhorn Museum, Washington, DC; LACMA – Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek; MATE – Mario Testino Museum, Lima; Mudam - Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg; mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien, und Yuz Museum, Shanghai, neben vielen anderen.

Weitere Informationen auf kleineshausderkunst.at und koeniggalerie.com


----------
Ausstellung: „Alicja Kwade: MOMENT“
----------

Datum:    23. September bis 30. Oktober 2022
Ort:      Kleines Haus der Kunst
Adresse:  1010 Wien, Friedrichstraße 7
Lageplan: goo.gl/maps/1DnWP9fRdvnYBGNKA
Website:  kleineshausderkunst.at

+++ BILDMATERIAL +++
Das Bildmaterial steht zur honorarfreien Veröffentlichung im Rahmen der redaktionellen Berichterstattung zur Verfügung. Weiteres Bild- und Informationsmaterial im Pressebereich auf leisure.at (Schluss)

LCG22399, 2022-09-23