Eine kleine Steuerreform zum Mittagessen – BILD

ID: LCG15204 | 21.05.2015 | Kunde: AmCham - American Chamber of Commerce | Ressort: Wirtschaft Österreich | Medieninformation

Norbert B. Lessing, Bernhard Gröhs und Friedrich Rödler beim AmCham Business Lunch © Roland Rudolph

AmCham Austria diskutierte beim Business Lunch im Hotel Marriott den über Nacht eingereichten Entwurf für die Steuerreform. US Handelskammer setzte kleine Erleichterung für Expats durch.

Bilder zur Meldung auf http://presse.leisuregroup.at/amcham/businesslunch_20150520

Wien (LCG) – Auf Einladung von AmCham-Präsident Norbert B. Lessing trafen sich die Mitglieder der US Handelskammer am Mittwoch zum Business Lunch, um über die aktuelle Steuerreform zu diskutieren. Einblicke aus erster Hand gab Bernhard Gröhs, Managing Partner Deloitte Österreich, in seiner Keynote. Gröhs beschäftigt sich bereits seit längerem intensiv mit der Thematik, unter anderem war er Mitglied der Experten-Kommission von Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger, mit der die gestörte Kommunikation zwischen Wirtschaft und Politik wieder optimiert werden sollte.

„Vertrauen in das Steuersystem ist eine Grundvoraussetzung für Unternehmen und die Basis für Vertrauen sind vereinfachte Gesetze und Rechtssicherheit“, unterstreicht Gröhs.

Wie Finanzminister Hans Jörg Schelling spricht er vom Ausgaben- und nicht vom Einnahmenproblem und fordert mehr Effizienz vom Staat.

„Das Schröpfen von Spitzenmanagern ist keine gute Idee. Das kommt im Ausland nicht gut an!“, warnt Lessing vor der internationalen Auswirkung der Steuerreform. „Diese Steuerreform kann nur der Anstoß zu einer wirklichen Staatsreform sein. Es bleibt das Prinzip Hoffnung.“

Kleine Erleichterungen für Expats

Der Forderung der AmCham Austria nach Erleichterungen für Expats wurde mit einem 20prozentigen Werbekostenfreibetrag entsprochen, der bei einer Deckelung von 2.500 Euro pro Jahr jedoch auch eher als kleiner Wurf zu werten ist. Wissenschaftler und Forscher können sich immerhin über eine Förderung von 30 Prozent der Zuzugskosten freuen, wodurch ein Anreiz für eine Ansiedlung qualifizierter Kräfte in Österreich geschaffen werden soll.

Die Beteiligung von Mitarbeitern bis zu einem steuerfreien Betrag von 3.000 Euro ist positiv zu sehen, zumal positive Effekte auf die Mitarbeiterbindung und –motivation zu erwarten sind.

Virtuelle Entlastungen

Die Nichteinführung einer Vermögenssteuer sieht Gröhs als „virtuelle Entlastung“, wobei er durch die Anhebung der Bemessungsgrundlage auf den Verkehrswert bei der Grunderwerbssteuer eine „verkappte“ Erbschaftssteuer sieht. Das Thema Erbschaftssteuer, ist er sich sicher, wird bei der nächsten Steuerreform wieder kommen.

Die Steuerreform wertet er als Bündelung kleinerer Entlastungen und nicht als großen Wurf. Eine Vereinfachung des Steuersystems für Unternehmen kann Gröhs aus dem Gesetzesentwurf auch nicht ableiten. Insbesondere die Bemessungsgrundlagen für die Lohnverrechnung wurden durch die „ausgefeilten Spielregeln der Sozialpartnerschaft“ erwartungsgemäß nicht vereinfacht.

„Der große Durchbruch wurde nicht erreicht: Es gibt keine einheitliche Bemessungsgrundlage. Immerhin fallen 250 Beitragsgruppen bei der Sozialversicherung weg. Ein kleiner Trost: Weitere 100 Beitragsgruppen bleiben erhalten“

„Die Steuerreform ohne Strukturreform wie beispielsweise der Zusammenlegung von Sozialversicherungsträgern ist keine weitreichende Reform“, fasst Gröhs den aktuellen Gesetzesentwurf zusammen.

Gegenfinanzierung durch den „Dritten Mann“

„Der ‚Dritte Mann’ ist der unehrliche Steuerzahler: Niemand will das sein, aber jeder kann das sein“, meinte Gröhs zur Gegenfinanzierung durch das heftige Maßnahmenbündel zur Bekämpfung des Steuerbetrugs. Die Entschlossenheit der Regierung wie beispielsweise bei der Registrierkassenpflicht überrascht selbst den renommierten Steuerexperten. Die Unternehmerlandschaft kann mit einem deutlichen Mehraufwand durch die Abwicklung diverser Finanzamtanfragen rechnen: Die neuen Gesetze zur Überwachung der Bankkonten durch Konteneinsicht sind ein abschreckendes Zeichen für den Standort.

„Ein gläserner Bürger steht einem intransparenten Staat gegenüber“, bringt es Gröhs auf den Punkt.

Sympathisches grünes Mascherl

Die beherzte Förderung bei den Elektroautos aus dem Maßnahmenbündel ist ein klares Bekenntnis zu einer neuen Technologie. Damit könne Österreich neben Norwegen zu einem zweiten Markt für BMW und Tesla werden, was sich positiv auf den Zuliefermarkt auswirken könnte.

Untere Tarifstufen sind attraktiver Wählerkreis

2,6 Millionen Menschen zahlen hierzulande keine Steuern und sind ein attraktiver Wählerkreis für manche politische Kräfte. Weitere zwei Millionen Menschen fallen in die unteren Tarifstufen – hier sieht Gröhs die Sünden der vergangenen Steuerreformen begründet: „Der Eingangssteuersatz ist in die Höhe geschnellt und die unteren Tarifbandbreiten wurden außen vor gelassen:“

Eine deutliche Entlastung des Mittelstands sieht Gröhs jedoch nicht. Dahingegen werden Top-Verdiener mit einem Spitzensteuersatz von 55 Prozent belastet. An die befristete Wirkung dieser Maßnahme glaubt der Steuerexperte nicht.

Manager diskutieren über den Gesetzesentwurf

Beim Business Lunch im Marriott diskutierten auf Einladung von Lessing unter anderem Karl-Heinz Hofbauer (Baxter), Jurist Christian Dorda, Friedrich Rödler (Erste Group), Schoellerbank-Manager Raphael Hartl, Bodo Schlegelmilch (WU Executive Academy), Aslan Milla (PwC Price Waterhouse Coopers) und Jurist Andreas Foglar-Deinhardstein.

Über AmCham Austria

AmCham Austria setzt sich für den Ausbau und die Verstärkung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und den USA ein und spielt dabei eine Doppelrolle. Zum einen übernimmt AmCham Austria die Aufgaben einer aktiven Interessensvertretung von US-Unternehmen mit Niederlassungen in Österreich sowie österreichischen Unternehmen mit wirtschaftlichen Geschäftsbeziehungen und Interessen in den USA. Zum anderen fördert die Kammer neue Geschäftsverbindungen amerikanischer Unternehmen in Österreich und umgekehrt. Weitere Informationen auf http://www.amcham.at.

+++ BILDMATERIAL +++
Das Bidlmaterial steht zur honorarfreien Veröffentlichung im Rahmen der redaktionellen Berichterstattung zur Verfügung. Weiteres Bild- und Informationsmaterial im Pressebereich unserer Website auf http://www.leisure.at. (Schluss)