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Frühstück mit Folgen widmet sich Gender Equality: Impulse für eine faire Kreativwirtschaft – BILD

ID: LCG24442 | 12.12.2024 | Kunde: Creativ Club Austria | Ressort: Wirtschaft Österreich | Medieninformation

CCA & designforum © Valerie Eccli

Creativ Club Austria und designaustria luden zum „Frühstück mit Folgen“ und einer intensiven Diskussion über die fehlende Gleichstellung. Der Weg hin zu einer gerechteren und zukunftsorientierten Arbeitskultur erfordert eine Kombination aus politischen Maßnahmen sowie transparentem Austausch und das Bewusstsein von Männern, dass sie Gleichstellung ebenso aktiv angehen müssen wie Frauen.

Bilder zur Meldung in der Mediendatenbank: © Valerie Eccli

Wien (LCG) – Im Museumsquartier Wien fand kürzlich der Impulstalk „Gleichstellung in der Kreativwirtschaft! Wie weit sind wir wirklich?“ statt, organisiert vom Creativ Club Austria (CCA) im Rahmen der Fair Work Initative in Kooperation mit designaustria und mit Unterstützung der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien. Unter dem Motto „Frühstück mit Folgen“ wurden bei Kaffee und Croissants Themen wie fehlende Gleichstellung, Gender Pay Gap, Male Gaze und die drohende Feminisierung der Kreativwirtschaft diskutiert.

Den Anfang machte Katharina Mader, Chef-Ökonomin des Momentum Instituts, mit einem wissenschaftlichen Impuls über den aktuellen Stand der Gleichstellung in Österreich. Unter Moderation von Kommunikationsberaterin Kira Saskia Schinko kamen anschließend Marcello Demner (DMB.), Jana Frantal (Studio Sirene) und Gerin Trautenberger (KAT Kreativwirtschaft Austria) zu Wort, um ihre persönlichen Perspektiven zu teilen und konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Förderung der Gleichstellung in der Kreativwirtschaft aufzuzeigen.

Der Status Quo der Gleichstellung in Österreich 2024

Ihre Keynote einleitend, erläuterte Katharina Mader die sogenannte „Abwertungstheorie“: Sobald Frauen vermehrt in bestimmte Branchen drängen, verlieren diese oft an Wertschätzung und ihre Tätigkeiten werden abgewertet. Ein hoher Frauenanteil bedeutet daher häufig niedrigere Stundenlöhne. In Österreich sind Frauen in vielen schlecht bezahlten Branchen überrepräsentiert, während sich in den sogenannten „Männerberufen“ die größten Gender-Pay-Gaps zeigen.

Auch die Kreativbranche steht durch eine zunehmende Feminisierung vor ähnlichen Herausforderungen. Steigende Ausbildungszahlen zeigen, dass mehr und mehr Frauen in den Markt drängen – ein Trend, der potenziell zu sinkenden Umsätzen, niedrigeren Einkommen für alle Beteiligten und einer Abwertung der gesamten Branche führen könnte. Und verdeutlicht, wie wichtig es ist, die strukturellen Auswirkungen der Feminisierung zu analysieren und gezielt anzugehen.

Weiter widmete sich die Chefökonomin des Momentum Instituts der weitverbreiteten Empfehlung, Frauen sollten ihre Gehälter offensiver verhandeln. Laut Mader verkennt dieser Ansatz die Realität: Mittlerweile ist bewiesen, dass Frauen, die verhandeln, im Nachgang oft benachteiligt werden. Auch die Mutterschaft wirke sich massiv auf die Karrierechancen und das Einkommen von Frauen aus – so sinkt das Einkommen von Frauen in Österreich nach der Geburt des ersten Kindes durchschnittlich um 51 Prozent.

Mader schloss ihren Vortrag mit einem ernüchternden Ausblick: In den letzten 45 Jahren wurde der Gender-Pay-Gap um lediglich drei Prozentpunkte verringert. Bleibt die Entwicklung auf diesem Niveau, könnte es bis zu 400 Jahre dauern, bis vollständige Lohngleichheit erreicht ist.

„Am Ende des Tages hat man die Wahl zwischen ganzen Branchen, die abgewertet werden, oder einzelnen Frauen, die abgewertet werden“, betont Mader.

Von internen Werten zu externen Partnerschaften: Ganzheitliche Gleichstellung

Marcello Demner schilderte die Entwicklung bei DMB., wo Frauen insgesamt 57 Prozent der Belegschaft ausmachen und 52 Prozent der Exekutivpositionen – darunter auch Schlüsselrollen wie die des COO und CFO – besetzen. Durch diese Struktur entstehe, so Demner, ein Automatismus, bei dem Frauen Entscheidungen für Frauen treffen. Auf Mitarbeiterinnen-Initiative wurde zudem ein Code of Conduct – eine formelle Sammlung verbindlicher Verhaltensregeln – verfasst, den die Agentur demnächst auch anderen Agenturen zu Verfügung stellen wird.

„Wir müssen gemeinsam als Community – aber auch als Gesellschaft – einen Schritt nach vorne machen“, erklärt Demner. „Es gilt, sich stetig selbst zu reflektieren und einen offenen Austausch zu ermöglichen.“

Jana Frantal, selbstständig und im Kollektiv „Studio Sirene“ mit drei weiteren Frauen organisiert, brachte die Kraft gemeinschaftlicher Arbeit auf den Punkt: Dass alle Kundinnen und Kunden in einen „Topf“ geworfen und fair verteilt werden, stellt eine gleichwertige Zusammenarbeit sicher. Von großer Notwendigkeit ist für Frantal ebenfalls der Austausch: Nur indem man offen über Umstände und Herausforderungen – beispielsweise in Gehaltsfragen – spricht, lassen sich nachhaltige Veränderungen bewirken

„Frauen und Mütter sowie Personen mit Betreuungsaufgaben, die in den meisten Einzelunternehmen (EPU) tätig sind, sollten sich verstärkt in derartigen Kollektiven organisieren – eine Form der Zusammenarbeit, die noch zu wenig bekannt ist, aber großes Potenzial bietet. Das sollte längst ein Thema in der Wirtschaftskammer sein“, so Frantal.

Gerin Trautenberger betonte zudem die Bedeutung struktureller und politischer Maßnahmen wie Gesetze und Förderrichtlinien. Auf europäischer Ebene gilt Diversität als unverzichtbarer Grundpfeiler – ein Ansatz, der Europa deutlich von Ländern wie den USA oder China unterscheidet. Ein positives Beispiel hierfür ist das EU Gender Equality Planning, das die Gleichstellung der Geschlechter in Gesellschaft und Wirtschaft vorantreibt. Österreich liegt in diesem Bereich jedoch zurück. Vorreiter sind laut Trautenberger vor allem die skandinavischen Länder, die hier eine führende Rolle einnehmen.

Wie der Vorsitzende der Kreativwirtschaft Austria (KAT) weiter ausführt, sind Frauen in der europäischen Kreativbranche nach wie vor stark unterrepräsentiert, mit nur etwa fünf bis sieben Prozent in Führungspositionen. Besonders prekär sei die Situation von selbstständigen Frauen, ergänzt Kira Saskia Schinko und zitiert Wissenschaftlerin Katrin Gasior: 48 Prozent von ihnen sind auf individueller Ebene armutsgefährdet. In diesem Zusammenhang könne eine transparente Gehalts- und Umsatzerhebung, wie sie etwa in Schweden gesetzlich verankert ist, zielführend sein.

„Österreich ist ein gender-konservatives Land, das die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der bestehenden Geschlechterungleichheit in der Arbeitswelt nicht ausreichend ernst nimmt. Die unbewusste Inkompetenz vieler Entscheidungsträger blockiert den Fortschritt total. Ein Appell an die nächste Regierung, Ministerien und Wirtschaftskammer muss sein, eine feministische Arbeits-Politik zu verfolgen“, so Schinko.

Die Feminisierung der Kreativwirtschaft

Zum fünften Mal präsentierten Letitia Lehner und Kira Schinko den Raum für Erregung. Diese Ausstellung markiert den Übergang von Daten, Fakten und Emotionen hin zu klaren Forderungen und gezielten politischen Schritten, um die Gleichstellung der Frauen in der Kreativwirtschaft voranzutreiben.

Wer sich in Bezug auf Gender Equality selbst testen möchte, kann dies über den Privilegientest „Gleichstellung - Wie weit sind wir?“ für kreativwirtschaftliche Unternehmen tun. Die Initiatorinnen Schinko und Lehner haben diese erste Version verfasst, die ein Work in Progress ist und sich zunächst auf die Geschlechterverteilung konzentriert. Zukünftig wird der Test erweitert, um auch die weiteren Dimensionen der Charta der Vielfalt – wie soziale und ethnische Herkunft, sexuelle Identität, Alter und mehr – zu umfassen, die auch über die Community eingebracht werden sollen.

Über den Creativ Club Austria

Seit seiner Gründung im Jahr 1972 ist der Creativ Club Austria das Sprachrohr und die Plattform der heimischen Kreativbranche. Mit den CCA-Veneres veranstaltet er den wichtigsten Kreativ-Award des Landes, der Leistungen sichtbar macht und im Dialog mit der gesamten Branche Standards definiert. Zahlreiche CCA-Veneres-Siegerinnen und Sieger wurden mit ihren Arbeiten in der Vergangenheit bei weltweit relevanten Awards wie Cannes Lions International Festival of Creativity, eurobest Festival of European Creativity, ADCE, Clio oder Golden Drum Festival ausgezeichnet und zeugen von der Leistungsfähigkeit der österreichischen Kreativszene. Der Creativ Club Austria ist Mitglied im Art Directors Club of Europe und bietet seinen über 350 Mitgliedern durch Workshops, Seminare, Veranstaltungen und internationalen Austausch Mehrwert und Vernetzungsmöglichkeiten innerhalb der Branche. Als Vorstandspräsident fungiert Christian Hellinger (Wien Nord Serviceplan) und als Vizepräsidentin Almut Becvar (Studio Riebenbauer). Die Geschäftsführung hat Reinhard Schwarzinger inne. Weitere Informationen auf www.creativclub.at.

+++ BILDMATERIAL +++
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