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Internationaler Diskurs und europäische Perspektiven am iab Programmatic Day – BILD

ID: LCG25236 | 22.08.2025 | Kunde: iab austria - interactive advertising bureau | Ressort: Medien Österreich | Medieninformation

iab Programmatic Day 2025: Christoph Truppe (Österreichische Post), Anja Wyrobek (EU-Parlament), Tom Peruzzi (Virtual Minds) Philip Miro (ORF-Enterprise) © Katharina Schiffl

Am Donnerstag begrüßte die größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft über 200 Gäste zum iab Programmatic Day. Bei der fünften Auflage reisen Digitalexpertinnen aus dem EU-Parlament in Brüssel und der Ukraine an.

Bilder zur Meldung in der Mediendatenbank: © iab austria/Katharina Schiffl

Wien (LCG) – Mit dem rasanten Aufstieg von Retail Media rückt programmatische Werbung verstärkt in das Interesse der Kommunikationswirtschaft. Auf europäischer Ebene wächst Retail Media um 22 Prozent, in Österreich ist die Entwicklung etwas zurückhaltender, aber ebenfalls ein Wachstumstreiber im Digitalmarketing. Entsprechend groß ist der Zustrom zum fünften iab Programmatic Day, für dessen Organisation Philip Miro (ORF-Enterprise) und Christoph Truppe (Österreichische Post) verantwortlich zeichnen. Erstmals zieht die restlos ausverkaufte Veranstaltung auch internationale Expertinnen an.

Besonderes Augenmerk der diesjährigen Ausgabe ist dem europäischen Markt gewidmet und den Entwicklungspotenzialen, die sich Medien, Agenturen und technischen Dienstleistern in einem souveränen Binnenmarkt – auch vor dem Hintergrund des aktuellen Tarifstreits mit US-Präsident Donald J. Trump – bieten.

„Seit fünf Jahren beleuchtet der iab Programmatic Day die Entwicklung programmatischer Werbung und gibt der Digitalwirtschaft Orientierung. Mit Anastasiya Baydachenko aus der Ukraine, Anja Wyrobek aus Brüssel und Daniel Knapp vom IAB Europe wird das österreichische Event zum Anziehungspunkt für internationale Expertinnen und Experten“, begrüßt iab-austria-Vorstandsmitglied Christoph Truppe (Österreichische Post) im Andaz Vienna am Belvedere.

Die Stimme aus Brüssel

Aus dem EU-Parlament reist Legal Policy Advisor Anja Wyrobek zum iab Programmatic Day an. Sie verweist auf „Pigeon Holes“, mit denen alle direkten Kontakt mit Abgeordneten im EU-Parlament aufnehmen können. Ebenso haben Branchenverbände wie das iab austria die Möglichkeit, sich an Konsultationen zu beteiligen. Beispielsweise kann man sich dadurch Gehör verschaffen, wie die Zukunft von ePrivacy gestaltet werden kann. Das Deregulierungsvohaben der EU-Kommission kann als Chance zur Gestaltung des Digitalmarkts unter Einhaltung der europäischen Werte genutzt werden. Das Ergebnis der letzten EU-Wahl und neue Mehrheiten im EU-Parlament zeigen eine neue Dynamik bei den Verhandlungen mit dem Rat.

„Facebook ist mit seiner Marktmacht kein soziales Netzwerk mehr wie vor 15 Jahren. Mit dem Euro Stack arbeiten wir an europäischen Alternativen. Die Stärken und Werte europäischer Champions müssen in den Vordergrund rücken“, so Wyrobek. „Europa braucht nicht mehr Gesetze, sondern wir müssen bei der Durchsetzung der bestehenden Gesetze konsequenter werden!“

Die Problematik einer angemessenen Digitalsteuer für die globalen Plattformen lässt sich ohne die Bereitschaft zu einer grenzüberschreitenden Diskussion über Steuern nicht lösen. Mit dem „Fair Share“ sollen die Plattformen, die sehr hohe Datenvolumina erzeugen, in die Pflicht genommen werden.

Für kommende Woche kündigt sie Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs zum Digital Services Act (DSA) an. In den aktuellen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten werden sowohl Digital Services Act als auch Digital Markets Act Thema sein.

Digitalwirtschaft im Krieg

Anastasiya Baydachenko, Geschäftsführerin des IAB Ukraine, spricht über den Einfluss des Kriegs auf die Menschen und die Digitalwirtschaft. Zwischen Jänner und Juli 2025 hörten die Menschen in Kiew über 300 meist nächtliche Luftalarme, verloren fast die Hälfte ihrer Schlafzeit und befanden sich zehn Prozent der gesamten Zeit im Alarmzustand. Die Angriffe konzentrieren sich in letzter Zeit auf einige wenige Ziele und zivile Infrastruktur, wobei jedoch deutlich mehr Drohnen eingesetzt werden, die von der Luftabwehr fast nicht mehr zu bekämpfen sind. Diesen Attacken folgt meist der Einsatz ballistischer Raketen. In diesem Jahr wurden bereits knapp 29.000 Drohnen und rund 250 ballistische Raketen auf die Ukraine gerichtet.

Das Team des IAB Ukraine ist auf mehrere Bezirke Kiews aufgeteilt und arbeitet auch während der Angriffe. Die Digitalwirtschaft wird in diesem Jahr trotz des Kriegs über 1,17 Milliarden Euro umsetzen – 2023 lag das Volumen noch bei knapp 800 Millionen Euro; ein Plus von fast 50 Prozent.

Bereits seit 2015 entwickelt sich die Digitalwirtschaft in der Ukraine sehr stark. Zeitgleich wurde massiv in die Ausbildung von Programmieren investiert. Telekomanbieter und der Handel stellen ihre Daten anonymisiert zur Verfügung, um die Qualität von Digitalkampagnen und das Targeting zu verbessern. Bei Videowerbung liegt der Anteil programmatischer Kampagnen bereits bei über 60 Prozent und bei Digital Out of Home wird er 2025 um 40 Prozent wachsen.

Umfeldsicherheit stellt durch gezielte Manipulation Russlands eine besondere Herausforderung dar. Die globalen Plattformen eignen sich durch die gezielte Verbreitung von Fake News und das fragwürdige Umfeld kaum zur Ausspielung von Werbekampagnen. Durch den Krieg ist die Ukraine gezwungen, eigene Wege zu gehen: Einerseits geht es um die Stärkung der nationalen Medien und zeitgleich um den Schutz vor gefährdenden Fake News. Auch kontextbasierte Werbung ist im Umfeld der täglichen Kriegsberichterstattung problematisch. Obwohl die Ukraine nicht von der rigiden EU-Datenschutzgrundverordnung betroffen ist, hat verantwortungsvoller Umgang mit Daten auch im Hinblick auf den Wegfall der Drittanbieter-Cookies Bedeutung.

„Das breite Angebot an anonymisierten Daten von Telekomanbietern und dem Handel ist essenziell, um User auch unter den Auswirkungen des Kriegs auf die Medienlandschaft präzise zu erreichen. Der Angriff Russlands hat die Entwicklung extrem beschleunigt und stärkt den Zusammenhalt am Markt“, berichtet Baydachenko.

Internationale Perspektive und Wachstumspotenziale

IAB-Europe-Chefökonom Daniel Knapp ordnet künftige Wachstumsmöglichkeiten für programmatische Werbung ein. Im letzten Jahr ist der europäische Markt um 18 Prozent auf knapp 15,5 Milliarden Euro beschleunigt gewachsen. Die Unsicherheit im Umgang mit Drittanbieter-Cookies hat sich in der Vergangenheit als Hemmschuh erwiesen, während die Schaffung einer neuen Infrastruktur das Vertrauen gestärkt hat. Für das laufende Jahr geht das IAB Europe von einem Wachstum von rund 15 Prozent aus, wobei sich einzelne Märkte stark unterschieden. Insbesondere die osteuropäischen Länder holen als „Second Mover“ deutlich auf. Zu den größten Profiteuren des neuen Ökosystems zählen AdTech-Anbieter wie Amazon mit einem Wachstum von 23 Prozent im zweiten Quartal 2025. Die Anbieter stehen unter enormem Druck, die hohen Erwartungen der Investoren zu erfüllen.

Von den 20.000 führenden Publishers weltweit werden durchschnittlich 61 Sales Side Platforms (SSP) genutzt. Langfristig geht Knapp von einer geringeren Anzahl und verstärkten strategischen Partnerschaften mit Anbietern aus. Besonders stark wird derzeit in Retail Media, Connected TV, Online Video und Digital Out of Home investiert. In diesen Segmenten kann Programmatic Advertising seine Potenziale entfalten.

„Retail Media brauchen programmatische Werbung, um vergleichbar und von Agenturen berücksichtigt zu werden. Silos werden aufgebrochen. Kreation und Interaktion werden verstärkt Einfluss auf Programmatic Advertising haben. Die starke Zunahme von AI Search bietet im Open Web neue Ausspielmöglichkeiten, gefährdet aber gleichzeitig das Geschäftsmodell der Publisher“, blickt Knapp in die Zukunft.

Modellierungen und Künstliche Intelligenz werden in der Mediaplanung traditionelle Studien verdrängen und Echtzeitanalysen liefern. Dadurch erhöht sich der Druck auf Agenturen. Seit den 1990er-Jahren haben Agenturen über 70 Prozent ihrer Einnahmen in der Mediaplanung eingebüßt. Programmatic Advertising wird zum Herzstück des Agenturgeschäfts werden, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern.

Die Stunde der Europäer im Systemwettbewerb

Die regelbasierte Weltordnung steht zur Disposition. Die Vernetzung der Welt sieht sich einer Rückabwicklung ausgesetzt. Der europäische Digitalmarkt ist von US-amerikanischen Unternehmen dominiert und die Weltwirtschaft steuert auf eine Bipolarität der USA und Chinas zu. Rund 400 Millionen Europäer sind tägliche Konsumenten digitaler Angebote und nach BIP gemessen hält die Europäische Union nach wie vor den stolzen zweiten Platz nach den Vereinigten Staaten. Der digitale Binnenmarkt Europas steht jedoch in einem Systemwettbewerb mit den USA und China, die auf Dominanz von Künstlicher Intelligenz oder Überwachung bis hin zum Autoritarismus setzen. Die Verteidigung europäischer Grundsätze und Werte hat in den letzten Jahren zu einer Vielzahl neuer Gesetze geführt. Aufwand und Kosten übersteigen die Möglichkeiten vieler kleiner und mittlerer Unternehmen, während der Nutzen überschaubar ist und noch immer kein gerechter und fairer Wettbewerb dadurch ermöglicht wurde. Von einer zweckgebundenen Digitalsteuer ist Europa weit entfernt. Nationale Märkte haben durch unterschiedliche Sprachen und Kulturen hohe Eintrittsbarrieren, wodurch länderübergreifende Allianzen erschwert und die Expansion europäischer Unternehmen gehemmt wird.

„Das europäische Wertesystem muss in der digitalen Welt selbstbewusst neu gedacht werden. Regulierung kann nur eines von vielen Instrumenten sein, um die digitale Souveränität zu erhalten und zu fördern“, ruft Tom Peruzzi (Virtual Minds) in seiner Keynote auf.

Peruzzi stellt zehn Themen zur Zukunft des digitalen Werbemarkts in Europa auf.

Der Rechts- und Verordnungsrahmen kann zum Katalysator für Innovation werden, reduziert unternehmerisches Risiko und schafft Rechtssicherheit. Rechtsklarheit stellt einen Wettbewerbsvorteil dar.

Künstliche Intelligenz mischt die Karten neu, hält den Innovationsdruck hoch und fordert, die Mechaniken dahinter zu verstehen, um sie gewinnbringend einzusetzen. Es kann sein, dass europäische und eigentümergeführte Unternehmen langfristig bessere Fortbestandschancen haben als milliardenschwere börsennotierte Konzerne.

80 Prozent der Ausgaben für programmatische Werbung fließen in die globalen Plattformen und nur 70 Milliarden bleiben für das restliche Open Web zur Verfügung. Der Trend geht weiter zu „Walled Gardens“ und das freie, offene Internet verkommt zusehend zu einem Marketingslogan.

Fragmentierung prägt alle Facetten der Digitalwirtschaft. Transparenz kann immer nur bedingt richtig sein und menschliches Verhalten lässt sich nicht an drei KPIs festmachen. Marketing wird auch künftig intuitiv sein und nicht nur aus dem Lesen von Dashboards bestehen.

Agentic AI verspricht Hyperpersonalisierung und mehr Effizienz. Der permanente, unermüdliche Einsatz von Agentic AI führt zu einer Renaissance der Adserver, über die Publisher mit Werbetreibenden im nahtlosen Austausch stehen.

Die aktuelle europäische Regulierung ist von Interessenseinflüssen geprägt und von Lobbyisten mitgestaltet. Manche Regularien scheinen sich gegen lokale Märkte zu richten. Der Umsetzungsaufwand ist für alle Marktteilnehmer ähnlich. Während sich globale Plattformen aufgrund ihrer Größe leicht tun in der Umsetzung, kämpfen kleinere Anbieter um ihre Existenz.

Der Druck auf die Monetarisierung von Publisher-Angeboten wächst durch die gesetzlichen Einschränkungen. Medien werden zu Abo-Modellen tendieren und selbst hinter der Pay Wall Werbung ausspielen. Ob die globalen Plattformen profitieren, bleibt abzuwarten. Verlieren würden dadurch die User, die kostenlosen Zugang zu qualitativen und fundierten journalistischen Inhalten gewöhnt sind.

Es wird neue KPIs brauchen, um Omnichannel zu bewerten und vergleichbar zu machen. Oder ein grundsätzliches Umdenken in der Werbung, um Insights als Mehrwert zu erkennen und Menschen als Konsumenten tatsächlich besser zu verstehen.

Digitales Fernsehen demokratisiert die Werbung. Die Verbindung mit digitalen Kanälen erzeugt neue Spielräume, die von der hohen Werbewirkung des klassischen Fernsehens profitieren.

Programmatische Werbung wird nicht durch Agentic AI abgelöst werden. Das Bestreben nach Transparenz wird sich durch Künstliche Intelligenz nicht verbessern, wenn immer bessere Algorithmen miteinander kommunizieren.

„Europa ist Aufgabe der Europäer. Nur wer Verantwortung über sein Handeln übernimmt, gestaltet seine Zukunft“, schließt Peruzzi.

Curation zwischen Hype, Hoffnung und echtem Fortschritt

iab-austria-Vorstandsmitglied und Leiterin der Arbeitsgruppe Programmatic Advertising Melanie Gegenleithner (Dentsu) diskutiert unter der Moderation von Elke Rock (HItradio Ö3) mit Andreas Grasel (Adform), Tobias Hauschild (Krone Multimedia) und Jan-Henrik Scharlach (Pubmatic) über die Verschiebung von Kampagnen in kuratierte Umfelder. Kuratierte Marktplätze versprechen Publishern und Vermarktern höhere Einnahmen und Werbetreibenden bessere Ergebnisse.

Die Unsicherheiten im Datentransfer mit den Vereinigten Staaten sind eine Herausforderung für Werbetreibende und werfen Haftungsfragen auf. Durch stete Klagen europäischer NGOs gibt es so gut wie keine nachhaltige Rechtssicherheit. Kuratierte Marktplätze in Europa haben ein Potenzial, sich als wirksame Alternative zu etablieren, die sowohl juristische Sicherheit als auch Umfeldsicherheit integriert. In der Schweiz haben sich Medienunternehmen zusammengefunden, um einen kuratierten Marktplatz als Gegenstück zu den globalen Plattformen zu errichten. Über 80 Medienpartner – und damit alle Medienunternehmen der Schweiz – machen als medienpolitische Allianz gemeinsam die Grenzen dicht und ermöglichen einen exklusiven Zugang zu einem qualitativen Schweizer Angebot.

„Publisher haben kaum Möglichkeiten, ihr Angebot in diesen Tools zu präsentieren. Decision Making Engines sind ein Tsunami, der auf den Markt zukommt“, führt Grasel aus.

„Kuratierte Marktplätze sind das Zukunftsmodell, um gegen die ‚Walled Gardens‘ der Digitalgiganten zu bestehen“, ist Scharlach überzeugt. „Nationale Abgrenzung ist aufgrund des Buchungsverhaltens von Werbetreibenden nicht ausreichend. Europäische Marktplätze sind notwendig, um Budgets auf den lokalen Märkten zu halten und Werbetreibenden die Kontrolle über ihre Budgets zurückzugeben.“

„Die technische Struktur muss aufgebaut werden, damit Agenturen ihre strategische Stärke ausspielen können. Die Aktivierung von Daten treibt die Entwicklung an, weil durch Retail Media und Connected TV eine zusätzliche Qualität bereitgestellt wird, die nicht dem Open Web überlassen wird“, betont Gegenleithner.

Retail Media: Dynamischer Wachstumstreiber und Daten als Showstopper

Erst kürzlich präsentierte das iab austria die Retail Media Landscape, um den rasch wachsenden Markt in Österreich abzubilden. Am iab Programmatic Day diskutieren Wout Gijsbers (Google), Uktu Günduz (Dentsu), David von Hilchen (Stack Adapt), Benjamin Schulz-Damos (Obi) und Hans Jürgen Wimmer (Interspar).

Die vergleichsweise junge Werbeform untergliedert sich mittlerweile in klassische Retail Media und Commerce Media. Google bietet eine Kombination aus eigenem Inventar und Werbemöglichkeiten im Handel an, um User kombiniert zu erreichen. Händler sind derzeit bei der Bereitstellung ihrer Daten aufgrund der rigiden europäischen Datenschutzbestimmungen noch zurückhaltend. Retailer setzen vorrangig auf proprietäre Tools. In den Vereinigten Staaten baut Wallmart einen eigenen „Walled Garden“ auf. Die unterschiedlichen Ökosysteme der Retailer erweisen sich in der Praxis als zunehmend komplex für Agenturen und Werbetreibende.

Von einem „mächtigen Marktplatz“ im Handel spricht Wimmer und einem besonnenen Vorgehen. Trotzdem wagte die Supermarktkette bereits 2012 erste Versuche. Das Interesse der Agenturen am Inventar bezeichnet er als sehr hoch, verweist jedoch darauf, dass die Gesamtbudgets durch eine neue Werbeform nicht zunehmen würden. Ähnlich zurückhaltend näherte sich Obi dem Thema und stieg erst vor rund sechs Jahren in die Vermarktung als eigenes Geschäftsmodell ein, um sowohl für Kunden als auch Lieferanten Mehrwert zu bieten.

„Retail Media muss relevant sein, um zur Kundenzufriedenheit beizutragen. Über Data Clean Rooms veredeln wir unsere First Party Data, um die Performance von Kampagnen zu optimieren“, ist Schulz-Damos überzeugt.

„Retail Media steht und fällt mit den Daten! Die Arbeitsgruppe Retail Media im iab austria ist die geeignete Plattform, um gemeinsam Standards zu definieren. Agenturen sind Brückenbauer zwischen Kundeninteressen, Handel und Datenschutz“, unterstreicht Günduz.

„Retailer müssen eng mit dem Markt zusammenarbeiten und einheitliche Standards und Metriken entwickeln. Inkrementalität ist das Ziel!“, fordert Gijsbers.

„Der Markt muss sich mutig aus der Komfortzone bewegen und darf sich nicht nur auf tradierte Standards verlassen. Sie stehen Innovation manchmal im Weg und blockieren die Entwicklung“, hält von Hilchen entgegen.

„Wir sollten neugierig und experimentierfreudig bleiben und uns nicht zu sehr von Daten und Analysen treiben lassen, wenn wir etwas wirklich Neues aufbauen“, stimmt Wimmer zu.

Welche Zahlen zählen wirklich? Das Chaos um Clicks, Conversions und Reichweiten

Christian Schneider (Manner), Svenja Müller (hurra.com), Ramin Rahimi (Media 1), Sebastian Brenner (Digitl) und Florian Waqner (Gewista) begeben sich auf die Suche nach der wahren Währung für programmatische Werbung. Zielte programmatische Werbung zu Beginn auf Reichweiten- und Budgetmaximierung ab, rücken zunehmend qualitative Kriterien in den Fokus. Die globalen Plattformen haben sich eigene Ökosysteme mit eigenen Attributionen geschaffen, die jedoch nicht auditiert und durch Dritte gemessen werden. Um Qualität zu erreichen, muss ein Umdenken im Umgang mit programmatischen Kampagnen die Investitionsbereitschaft steigen.

„Klickraten helfen bei der Steuerung, sind aber keine relevante Messgröße. Für Werbetreibende geht es um Umsatzsteigerung“, sagt Müller.

„Es muss Klick im Kopf und nicht auf dem Werbemittel machen, damit gekauft wird. Dafür muss die kognitive Werbewirkung auch bei kleineren Budgets gemessen werden und müssen die Echtzeitergebnisse in die Optimierung einfließen. Impact Ads sind jedenfalls nicht das Allheilmittel im Kampf um die Wahrnehmung – die Lautesten auf der Party sind oft die Lästigsten“, erklärt Rahimi.

„Reichweite wird oft mit Relevanz verwechselt. Viele verstecken sich zu oft hinter Klicks und Reichweiten. Aktuell regieren leider noch althergebrachte KPIs, weil das Verständnis fehlt“, meint Schneider.

„Aussagekräftige Ergebnisse entstehen aus der Kombination quantitativer und qualitativer KPIs. Die Verbindung zum Umsatz und Brand Lift ist für Werbetreibende wertvoll“, so Brenner.

Premiere für Spotlights – Anwendungsbeispiele aus der Praxis

Erstmals lassen Anbieter im Rahmen von sogenannten „Spotlights“ in ihre Tools und Systeme blicken und zeigen in Live-Demonstrationen, was alles möglich ist, um programmatischen Kampagnen zum Erfolg zu verhelfen und sie mit wenigen Klicks zu buchen.

Adform: Omnichannel aus einem Flow

Peter Schinhan und Nina Santner zeigen anhand eines fiktiven Eis‘ aus Italien, wie sich eine Brand-Building-Kampagne über das Tool von Adform realisieren lässt. Zunehmende Kanäle steigern die Komplexität für Agenturen und Werbetreibende, welche die AdTech-Firma reduzieren möchte. Kampagnen können quer über Mediengattungen eingebucht werden und werden direkt und zentralisiert über das Tool programmatisch ausgespielt.

Learnings aus der Publisher-Praxis: CRM im Programmatic Advertising

Alban Grossenbacher, CEO der Schweizer Goldbach-Tochter goTom, präsentiert gemeinsam mit Pascale Lerchi eine neue Plattform, die den gesamten Workflow von Anbotslegung über Protokolle, Vereinbarungen, Deal-Management, Abrechnung und Reportings abwickelt. Private Marketplaces zeichnen in den Vereinigten Staaten bereits für knapp zwei Drittel der programmatischen Umsätze verantwortlich. Mit der neuen Plattform rüstet man sich für kuratierte Marktplätze.

Displayce: Der Start einer kontextbezogene Digital-Out-of-Home-Kampagne

Stefan B. Müller zeigt, wie das Tool von Displayce mit Künstlicher Intelligenz automatisiert auf Basis weniger Eingaben Vorschläge für Kampagnen erstellt. Im Tool wird ein komplettes Managed Service für die Kampagne durch das Team in Frankreich optional angeboten. Aus dem weltweiten Portfolio kann bis auf einzelne Gebäude selektiert werden, um auch spitze Zielgruppen effektiv anzusprechen. Einzelne Deals mit Medienanbietern können im System individuell angepasst werden. Ebenso können unterschiedliche Capping-Varianten angewendet werden und simple Trigger wie Wetter oder Verkehrssituation gesetzt werden.

Amazon Ad Tech macht Insights zu Impact

Cyrus Zaboli und Catharina Biel sprechen von wachsender Komplexität und einem steigenden Druck auf das Marketing: Das Konsumverhalten wird immer fragmentierter, die Datenflut immer größer und silohafte Organisationen hemmen Innovationen. Die Lösung sieht Zaboli in Technologie wie der Amazon Demand Side Plattform, über die sich alle Amazon-Inventare aktivieren lassen. Die Verzahnung von Amazon Marketing Cloud und DSP sorgt für eine exzellente Datenqualität und bietet eine optimale Entscheidungsgrundlage. In dieser Informations- und Datenbasis findet sich die Grundlage, um relevante Kampagnen auszuspielen. Für Prime Video werden Programmatic Guaranteed und Preferred Deasl sowie Private Auction Deals mit Real Time Bidding offeriert. Auf Amazon verfügbare Artikel können über das Tool direkt mit der Kampagne verlinkt werden.

Über das interactive advertising bureau austria (iab austria)

Mit über 200 Mitgliedern aus allen Teilbereichen (Verlagshäuser und Medienunternehmen, Werbetreibende, Agenturen, technische Dienstleister und Start-ups) ist das iab austria die größte unabhängige Interessenvertretung der österreichischen Digitalwirtschaft. Das iab austria entwickelt im Dialog der spezialisierten und vernetzten Arbeitsgruppen mit allen Stakeholdern holistische Sichtweisen und vertritt die Interessen der gesamten Digitalwirtschaft konsensual. Um den Digitalstandort zu stärken, entwickelt das iab austria technische und rechtliche Standards sowie Aus- und Weiterbildungsprogramme, fördert den Wissensaustausch durch Veranstaltungen und Publikationen, veranstaltet mit dem iab webAD den wichtigsten Preis der Digitalwirtschaft und vertritt die politischen Interessen auf nationaler und europäischer Ebene. Weitere Informationen auf iab-austria.at

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