Die Welt aus den Fugen: Militärische und mediale Betrachtungen der neuen Weltordnung– BILD
ID: LCG25366 | 26.11.2025 | Kunde: FILMFESTIVAL KITZBÜHEL | Ressort: Innenpolitik | Medieninformation
Oberst Markus Reisner und ORF-Korrespondent Oberstleutnant der Miliz Christian Wehrschütz sprechen im Rahmen des Filmfestival Kitzbühel über mediale und geopolitische Aspekte der Kriegsführung. Diskussion auf Einladung des österreichischen Bundesheeres im Kitzbüheler Sparkassensaal mit Landtagsabgeordneter Katrin Brugger.
Bilder zur Meldung in der Mediendatenbank: © BrauerPhotos/Goran Nitschke
Kitzbühel (LCG) – Die Ausbildung des österreichischen Bundesheeres beschreibt ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz als das „beste Rüstzeug“ für seinen Beruf, der den mehrfachen „KURIER ROMY“-Preisträger zwischen dem Balkan und der Ukraine regelmäßig in Krisengebiete führt. Unter dem Thema „Die Welt aus den Fugen“ diskutiert er mit Oberst Markus Reisner, der für die diesjährige „KURIER ROMY“ als Experte nominiert ist, im Vorfeld der Verleihung und auf Einladung des Filmfestival Kitzbühel über die neue Weltordnung zwischen globalem Norden und Süden. Was man früher als „zweite“ und „dritte Welt“ bezeichnet hat, hat sich durch die Verbreitung von moderner Technologie drastisch weiterentwickelt und dem globalen Süden einen neuen Machtanspruch verliehen, der die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten infrage stellt. Wehrschütz hinterfragt die Rolle der G7, die nur mehr 18 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen.
„Das unipolare Moment ist verloren gegangen. Die politische Elite hat nicht verstanden, dass diese Zeit vergangen ist und wir nicht mehr in der Lage sind, anderen Mächten wie China etwas zu diktieren. Postheroische Gesellschaften werden ihr Glück nicht finden“, mahnt Wehrschütz.
Interessenslagen ändern sich und entsprechen nicht mehr dem europäischen Weltbild. Staaten wie China und Indien mit jeweils rund 1,4 Milliarden Einwohnern haben wenig Interesse an einem Scheitern Russlands im Krieg gegen die Ukraine. Sie profitieren von der westlichen Sanktionspolitik und von einer neuen Weltwirtschaftsordnung.
„Wir brauchen eine Erziehung zur Heimatliebe. Heimat muss wieder einen Wert haben, für den wir einstehen. Waffen alleine retten uns in Konflikten nicht, wenn wir nicht die moralische und gesellschaftspolitische Basis in der Gesellschaft schaffen“, unterstreicht Wehrschütz.
„Ein Wirtschaftsraum mit fast 500 Millionen Einwohnern hat seine Relevanz verloren. Ohne militärische Stärke wird Europa von Mächten wie Russland nicht ernst genommen. Die Verteidigungspolitik der letzten Jahrzehnte ähnelt dem Imperium des Kaisers ohne Kleider“, führt Reisner pointiert aus. „Die beste Waffe im Informationskrieg ist der gut informierte Bürger.“
Ukraine-Friedensgespräche in Genf: Poker und Pechvogel-Lösung
Vier Spieler – Russen, Amerikaner, Europäer und Ukrainer – spielen laut Reisner Poker, wobei Europa und die Ukraine den Spieltisch bereits verlassen und keine Karten mehr in der Hand haben. Zudem haben die ukrainischen Streitkräfte ein massives Personalproblem und waren zu zögerlich in der Mobilisierung jüngerer Semester.
„Donald J. Trump ist Geschäftsmann und möchte Konflikte beenden. Russland sieht sich auf der Siegerstraße, erhöht den Einsatz und will die Karten sehen. Europa hat nichts außer gute Ideen. Alles, was zu Beendigung des Krieges dient, muss getan werden. Wenn wir nicht bereit sind ‚all in‘ zu gehen, müssen wir Einigungen unterstützen, um keine weiteren Menschenleben zu opfern. Die Vereinigten Staaten sind der Königsmacher – endet ihre Unterstützung, ist der Krieg in einem Monat vorbei“, ordnet Reisner ein. „Aus Sicht der Russen ist das fragmentierte Europa nicht mehr satisfaktionsfähig und ernst zu nehmen, nachdem die Streitkräfte in den letzten Jahrzehnten drastisch abgebaut wurden.“
Bei der Aufgabe der Atomwaffen haben die Vereinigten Staaten der Ukraine nur Zusicherungen, aber keine Garantien gegeben, analysiert Wehrschütz die historische Entwicklung. Seit dem Maidan-Konflikt habe die Ukraine zahlreiche Verhandlungschancen vergeben und könne sich auch kaum Hoffnungen auf bessere Angebote machen. Das Interesse in der europäischen Bevölkerung an einer weiteren Finanzierung des Krieges sinkt zudem. Das vorliegende Angebot ist das einzige am Tisch liegende, während die Europäische Union in den letzten vier Jahren keinen konkreten Vorschlag erstellen konnte.
„Gesinnungsethik statt Verantwortungsethik wird das Problem nicht lösen. Russland wird es immer geben“, betont Wehrschütz.
Drohnen prägen den Kriegsalltag und nehmen Kurs auf europäische Ziele
Russland hat in diesem Jahr über 60.000 Drohnen produziert, die bis zu 100 Kilogramm Sprengstoff tragen. Relais-Drohnen erweitern konsequent den Einsatzradius, der ein menschliches Eindringen in den Luftraum nicht mehr nötig macht. Reisner zieht einen Vergleich mit der Pattstellung des Ersten Weltkriegs durch Stacheldrähte und Maschinengewehre: Heute sind Drohnen nicht mehr wegzudenken und Motorradeinheiten feiern nach Vorbild früherer Kriege eine Renaissance.
Wehrschütz, der selbst kürzlich Ziel eines Drohnenangriffs wurde, erkennt einen Abstumpfungseffekt in der ukrainischen Bevölkerung, für die Attacken zum Alltag gehören. Im Vergleich zu früheren Kriegen seien die Schäden an zivilen Zielen vergleichsweise gering, ordnet der ORF-Korrespondent ein. Gleichzeitig ist die Geschwindigkeit in der Entwicklung neuer Technologien atemberaubend.
„Zwischen Idee, Realisierung und Einsatzreife liegen in der Ukraine oft nur wenige Wochen“, berichtet Wehrschütz.
An der Militärakademie des österreichischen Bundesheeres wurde bereits die dritte Drohnengeneration entwickelt. Reisner bedauert, dass noch keine Entwicklung im Einsatz ist.
Reisner erklärt die aktuellen Entwicklungen: Drohnen mit Glasfaserdrähten können Reichweiten bis zu 60 Kilometern erzielen. Vermehrt werden „Schläferdrohnen“ eingesetzt, die kaum detektier- und abwehrbar sind. Der Militärexperte berichtet von Soldaten, die sich beim Geräusch einer annähernden Drohne das Leben nehmen, um potenzieller Verstümmelung zu entgehen.
Österreichische Kompetenz für unabhängige Berichterstattung
Das österreichische Bundesheer hat eine lange Tradition in der Ausbildung und Vorbereitung von Journalisten für Kriegseinsätze. Der Großteil der OSZE-Beobachter in der Ukraine eigneten sich Kompetenzen bei den heimischen Streitkräften in Götzendorf an.
Über das Filmfestival Kitzbühel
Seit 2013 ist das von Michael Reisch, Mike Mayr-Reisch, Nina Hipfl-Reisch, Kathryn Perrotti und Josef Obermoser gegründete Filmfestival Kitzbühel Anziehungspunkt für die deutschsprachige Film- und Fernsehszene. Neben einem kuratierten Publikumsprogramm verschreibt sich das Filmfestival Kitzbühel unter der Leitung von Direktor Markus Mörth der Nachwuchsförderung. Zahlreiche Networking-Formate wie „FFKB Connect“, Experten-Panels und der Think Tank machen das Filmfestival Kitzbühel zur Diskursplattform für die Film-, Unterhaltungs- und Kulturwirtschaft. Die Drehbuchklausur gibt jungen Talenten drei Wochen lang die Möglichkeit, ihre Stärken zu vertiefen und gemeinsam mit international anerkannten Experten an ihrem dramaturgischen Werk zu arbeiten. 2025 wird erstmals die „KURIER ROMY“ im Rahmen des Filmfestival Kitzbühel verliehen. Weitere Informationen auf ffkb.at
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